Im Rahmen ihres Stipendiums verbrachte Shelly Silver 1992 mehrere Monate in Berlin und führte hunderte von Interviews mit Menschen aus ehemaligen ost- und westdeutschen Bezirken, sowohl in der Innenstadt als auch in den Randgebieten der wiedervereinigten Metropole. Daraus entstand der Film Former East/Former West als einzigartiges Zeitzeugnis von Berlin unmittelbar nach der Wiedervereinigung. BewohnerInnen aus Ost- und Westberlin, GastarbeiterInnen, Jugendliche und RentnerInnen, reiche und arme Menschen äußern sich zu Themen wie Heimat, Nationalität, Demokratie, Migration, deutsche Erinnerungskultur und Geschichte, Wiedervereinigung, Sozialismus, Kapitalismus, Zugehörigkeit, Fremdsein und mehr. Entstanden ist ein facettenreiches und feinfühliges Porträt einer zerrissenen Stadt, welches die Wünsche, Hoffnungen, Begierden, aber auch Existenzängste, Vorurteile und Enttäuschungen bis hin zu (Fremden-)Hass der BerlinerInnen drei Jahre nach der Wende widerspiegelt.

“For forty-five years, residents of this divided city lived radically different lives, both in terms of ideology and everyday experience. [The film] questions the very notion of a shared language, focusing on changing definitions of words for political and economic systems – democracy, freedom, capitalism, socialism – as well as words used to describe nations and identity – nationality, Germany, history, foreigners, home. Watching the interviewees grapple with their own personal definitions of these ideologically loaded terms, viewers can't help but ask these same questions to themselves […], raising key questions facing most countries today – what makes up a nation or a national identity; where do boundaries begin and end, who belongs within these boundaries and who does not.” – Shelly Silver

Shelly Silver war von 1992 bis 1993 Stipendiatin des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Während ihrer Zeit in Berlin entstand der 62-minütige Dokumentarfilm Former East/Former West. In ihren Experimental-, Spiel- und Dokumentarfilmen nimmt Silver Dimensionen des Öffentlichen und Privaten, Vergnügen und Begehren sowie Authentizität und Fiktion in den Blick und geht Fragen der persönlichen, kulturellen und politischen Identität nach. Mehr Informationen auf der Webseite von Shelly Silver.